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Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie entwickelt sich die Prävalenz von Diabetes in Deutschland und wie häufig liegt hier ein unerkannter Diabetes vor?

Über die Zeit vergleichbare Daten zum bekannten Diabetes sowie zum unerkannten Diabetes liegen bislang aus dem Bundes-Gesundheitssurvey 1998 (BGS98, 1997 – 1999) und der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1, 2008 – 2011) vor.
Zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten, also über einen Zeitraum von etwa 10 Jahren, zeigte sich eine signifikante Zunahme in der Prävalenz eines bekannten Diabetes von insgesamt 5,6 % auf 7,2 %, wohingegen die Prävalenz eines bislang unerkannten Diabetes im gleichen Zeitraum von insgesamt 3,8 % auf 2,0 % zurückging.
Einschätzungen des unerkannten Diabetes hängen auch von den zugrunde liegenden Diagnosekriterien ab. In den beiden deutschen Gesundheitssurveys (BGS98 und DEGS1) wurde unerkannter Diabetes auf Basis von Messungen des glykosylierten Hämoglobin A1c (HbA1c) definiert. Aktuelle bevölkerungsbezogene Untersuchungen in den USA auf Basis von HbA1c und Nüchternblutzucker kommen zu vergleichbaren Einschätzungen (Centers for Disease Control and Prevention, 2017). Studien, die einen Glukosetoleranztest (OGTT) zugrunde legen, gelangen in der Regel zu höheren Einschätzungen des Anteils von unerkanntem Diabetes um etwa 50 % (Heidemann & Scheidt-Nave, 2017; Tamayo et al., 2014).

Stand: 06.11.2019

Wie steht Deutschland in der Diabetesprävalenz im internationalen Vergleich da?

Internationale Vergleiche zur Prävalenz von Diabetes in der Bevölkerung sind schwierig, da die Datenlage in vielen Ländern begrenzt ist, selbst in Europa. Daher beruhen Daten der International Diabetes Federation (IDF) zur zeitlichen Entwicklung der Prävalenz von Diabetes vielfach weniger auf tatsächlich beobachteten Daten als auf Annahmen und Hochrechnungen auf der Grundlage publizierter Ergebnisse, vor allem zum Anteil von Personen mit unerkanntem Diabetes (International Diabetes Federation, 2019). Was die Prävalenz des bekannten Diabetes betrifft, liegt Deutschland im europäischen Vergleich auf der Grundlage der verfügbaren Daten bislang im oberen Drittel, weltweit gesehen im Mittelfeld. Die insgesamt weitaus höchsten Diabetesprävalenzen werden im Nahen Osten, unter den indigenen Völkern Nordamerikas, in der Bevölkerung einiger Südseeinselstaaten und in Indien beobachtet. Was den unerkannten Diabetes betrifft, ist die Datenlage für internationale Vergleiche außerordentlich begrenzt. Zudem werden Vergleiche aufgrund unterschiedlicher Kriterien und Messmethoden erschwert.

Stand: 06.11.2019

Wie erfolgte die Auswahl der Indikatoren der Diabetes-Surveillance?

Auf der Grundlage der international verfügbaren Literatur (United Nations, 2007; Carinci et al., 2015) und über einen fortlaufenden Konsensprozess mit nationalen und internationalen Fachleuten wurden vier Handlungsfeldern Kernindikatoren zugeordnet, die bestimmten Kriterien genügen müssen, zum Beispiel grundsätzliche Relevanz des Indikators zur Erfassung des definierten Gesundheitsproblems bzw. Gesundheitsziels, wissenschaftliche Gültigkeit des Indikators und Repräsentativität der verfügbaren Datengrundlagen, Eindeutigkeit der Interpretation und Akzeptanz durch alle am gesundheitspolitischen Prozess beteiligten Akteurinnen und Akteure.
Internationale Empfehlungen zur Auswahl von Indikatoren und frühere Erfahrungen zum Aufbau einer indikatorengestützten Gesundheitsberichterstattung in Europa zeigen wie wichtig es ist, sich auf die wesentlichen Indikatoren zu beschränken, ohne aber die Möglichkeit zur Erweiterung auszuschließen. Dies kann etwa bei notwendiger Anpassung an neue gesundheitliche Herausforderungen oder veränderte Rahmenbedingungen (neue gesundheitspolitische Maßnahmen, Verbesserung der Datengrundlagen, etc.) notwendig sein.

Stand: 06.11.2019

Wie wird in der Diabetes-Surveillance das Krankheits- und Versorgungsgeschehen abgebildet?

In einem mehrstufigen Konsensprozess wurden insgesamt 40 gesundheitspolitisch relevante Indikatoren (Kennzahlen) beziehungsweise Indikatorengruppen zur Abbildung des Krankheits- und Versorgungsgeschehens definiert und jeweils einem von vier Handlungsfeldern zugeordnet.

Übersicht über die konsentierten Indikatoren der Diabetes-Surveillance

Stand: 06.11.2019

Welche Maßnahmen beinhalten die verschiedenen Aufbauphasen der Diabetes-Surveillance?

Das Vorhaben mit einer Projektlaufzeit von insgesamt vier Jahren für die Aufbauphase (August 2015 bis Dezember 2019) ist in eine (1) Konzeptphase, (2) Implementierungsphase und (3) Produktphase gegliedert.

(1) Konzeptphase: Wichtigster Meilenstein der Konzeptphase war die Konsentierung und Definition eines wissenschaftlichen Rahmenkonzeptes über einen fortlaufenden Konsensprozess. Mit nationalen und internationalen Fachleuten wurden dabei vier Handlungsfelder mit insgesamt 40 Indikatoren definiert sowie eine Bestandsaufnahme zur grundsätzlichen Nutzbarkeit verfügbarer Datenquellen und verbleibender Datenlücken durchgeführt. Von zentraler Bedeutung für die Konsensfindung ist dabei der Ausbau eines wissenschaftlichen Netzwerkes auf nationaler und internationaler Ebene. Hierzu finden regelmäßige Expertenreffen auf nationaler und internationaler Ebene statt.

(2) Implementierungsphase: Für die Abbildung der Indikatoren der Diabetes-Surveillance werden verschiedene Datenquellen herangezogen (siehe FAQ zu Datenquellen). Zunächst wurden Standards, Formate und Abläufe für die Zusammenführung von Informationen aus verschiedenen Datenquellen festgelegt, konkrete Nutzungsbarrieren zu identifiziert (z. B. technische, ökonomische, politische, datenschutzrechtliche Barrieren) und Lösungsmöglichkeiten gemeinsam mit Projektpartnerinnen und -partnern in Machbarkeits- und Vergleichsstudien erarbeitet. Vergleichende Analysen unterschiedlicher Datenquellen werden notwendig sein, um die Güte und Verallgemeinerbarkeit von Ergebnissen einschätzen zu können.

(3) Produktphase: Wichtigster Meilenstein in der Produktphase ist die Erarbeitung eines Prototypen für eine zusammenfassende und periodisch wiederkehrende Berichterstattung zum Diabetes in Deutschland. Hierbei wurden wiederum in Abstimmung mit nationalen und internationalen Expertinnen und Experten, Inhalte, Periodizität und geeignete Formate (Online und Print) für unterschiedliche Zielgruppen (Wissenschaft, Politik, Laienöffentlichkeit) erarbeitet. Abschließend soll dabei auch noch einmal überprüft werden, inwieweit die dem Bericht zugrunde liegenden Daten- und Informationsgrundlagen nachhaltig für die Gesundheitsberichterstattung zum Diabetes in Deutschland zur Verfügung stehen.

Stand: 06.11.2019

Welches sind die Herausforderungen beim Aufbau der Diabetes-Surveillance?

Vor dem Hintergrund einer reichhaltigen, jedoch fragmentierten Datenlage zum Diabetes in Deutschland bestehen drei große Herausforderungen für die Surveillance:

(1) Erstellung eines Rahmenkonzepts mit geeigneten Kennzahlen (Kernindikatoren) für eine umfassende Gesundheitsberichterstattung zum Diabetes für die Information der (Fach-)Öffentlichkeit und für eine evidenzbasierte Beratung der Gesundheitspolitik.

(2) Standards für das Zusammenführen relevanter Informationen zur Abbildung dieser Kernindikatoren zu entwickeln und zu implementieren.

(3) Dissemination und Bereitstellung von Ergebnissen für Gesundheitspolitik, Versorgung und Wissenschaft

Stand: 06.11.2019

Welches sind die Ziele beim Aufbau der Nationalen Diabetes-Surveillance?

Das Robert Koch-Institut wurde vom Bundesministerium für Gesundheit mit der Federführung zum Aufbau einer epidemiologischen Surveillance (Überwachung) von Diabetes beauftragt. Ziel der Diabetes-Surveillance ist es, in Deutschland bereits verfügbare Daten zusammenzuführen, um verlässliche und über die Zeit vergleichbare Aussagen zum Krankheitsgeschehen und zu Fortschritten bzw. verbleibenden Herausforderungen in der Prävention und Versorgung von Diabetes in Deutschland treffen zu können.

Stand: 06.11.2019

Welche Datenquellen werden in der Diabetes-Surveillance verwendet?

Zur Abbildung der Indikatoren der Diabetes-Surveillance werden verschiedene Datenquellen verwendet

Übersicht über die Datenquellen zur Abbildung der Indikatoren der Diabetes-Surveillance.

Primärdaten: Die in der Diabetes-Surveillance verwendeten Primärdaten umfassen vor allem die bundesweit und periodisch wiederkehrend verfügbaren Daten der Gesundheitssurveys des RKI, derzeit insbesondere die Daten der bevölkerungsrepräsentativen Befragungs- und Untersuchungssurveys des RKI (Bundes-Gesundheitssurvey 1998, BGS98; Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland, DEGS1; Gesundheit in Deutschland aktuell, GEDA).

Sekundärdaten: Zu den verwendeten Sekundärdaten zählen insbesondere die routinemäßig dokumentierten Abrechnungs- und Versorgungsdaten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die sogenannten DaTraV-Daten, aber auch die fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) des Statistischen Bundesamtes, die Rentengewährungsdiagnosen auf eine Erwerbsminderungsrente der Deutschen Rentenversicherung, die Daten der Qualitätssicherung Geburtshilfe auf Basis der Perinatalstatistik der Länder sowie die Dokumentationsdaten der Disease-Management-Programme (DMP).

Weitere Informationen finden Sie im Bericht der Nationalen Diabetes-Surveillance 2019 "Diabetes in Deutschland".

Stand: 06.11.2019

Wie kann die Diabetes-Surveillance zur Verbesserung der Diabetesprävention beitragen?

Von größter Bedeutung ist der Aufbau einer zielgruppensensiblen Surveillance und Gesundheitsberichterstattung, die unterschiedliche Präventions- und Versorgungsbedarfe nach Person (Geschlecht, Alter, Bildung) und Ort (regionale Unterschiede) sowie Veränderungen über die Zeit (z. B. soziale Unterschiede) erkennen lässt. Nur so kann gezielt und evidenzbasiert gesundheitspolitisch reagiert werden. Dies gilt für primärpräventive Maßnahmen zur Senkung des Diabetesrisikos ebenso wie für sekundärpräventive Maßnahmen zur Verbesserung von Früherkennung sowie für die Behandlung eines Diabetes zur Verhinderung von Spätfolgen. Die Nachhaltigkeit der aufgebauten Surveillance wird es ermöglichen, die Wirkung von Maßnahmen auf Bevölkerungsebene zu überprüfen und neue Herausforderungen zu erkennen.

Stand: 06.11.2019

Kann die Diabetes-Surveillance genutzt werden, um daraus für die Überwachung anderer chronischer Krankheiten zu lernen?

Die Wahrscheinlichkeit, dass Erwachsene mit Diabetes auch andere chronische Krankheiten (sog. Komorbiditäten) haben, ist sehr hoch. Dies gilt insbesondere für Typ-2-Diabetes, der eine altersassoziierte Erkrankung ist und bei dem zum einen andere chronische Erkrankungen mit hoher Public Health-Relevanz (z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen) zu den häufigen Begleit- und Folgeerkrankungen zählen und zum anderen mit vielen chronischen Krankheiten gemeinsame Krankheitsursachen zugrunde liegen (z. B. Adipositas). Daher sollen für die Diabetes-Surveillance vor allem Datengrundlagen und Indikatoren genutzt werden, die auch Relevanz für andere chronische Erkrankungen haben. Die Erfahrungen im Aufbau einer Surveillance am Beispiel Diabetes konnte zeigen, dass eine systematische und fortlaufende Zusammenführung und Analyse verfügbarer Gesundheitsdaten möglich und sinnvoll sind, um das Krankheits- und Versorgungsgeschehen für nichtübertragbare Krankheiten in Deutschland darstellen zu können, wie es auch die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt (World Health Organization, 2013).

Stand: 06.11.2019