GSB 7.1 Standardlösung

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

HF 2: Diabetesfrüherkennung und -behandlung verbessern

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass die Seiten zu COVID-19 und Diabetes nicht mehr aktualisiert werden und gegebenenfalls einen veralteten Stand darstellen. In diesem Bereich werden Ergebnisse des RKI sowie von Kooperationspartnerinnen und -partnern zu Diabetes und COVID-19 präsentiert.

Versorgung des Diabetes in der COVID-19-Pandemie

Im Verlauf der COVID-19-Pandemie umfassten die nichtpharmazeutischen Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens neben allgemeinen Hygienemaßnahmen, Einhalten von Abstandsregeln und Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung auch Phasen verschärfter Kontaktbeschränkungen. Im März 2020 wurden von der Bundesregierung in Abstimmung mit den Bundesländern zudem Maßnahmen zum Infektionsschutz und zur Umverteilung von Kapazitäten im Bereich der ambulanten und stationären Versorgung beschlossen, die von Ende April 2020 bis Ende Oktober 2020 schrittweise gelockert und im November 2020 wieder verstärkt wurden. Weiterhin könnte auch die Angst vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 zu einem Verzicht auf den Besuch einer ärztlichen Praxis geführt haben. Da Menschen mit Diabetes zu den Gruppen chronisch Kranker gehören, die auf eine kontinuierliche medizinische Versorgung angewiesen sind, ist eine Einschätzung zu potenziellen Auswirkungen der Pandemie und der ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen auf das Versorgungsangebot und die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen von Relevanz.

Kernaussagen:

  • Während im Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2019 die Zahl der Erstuntersuchungen im DMP für Typ-1- als auch Typ-2-Diabetes deutlich zurückgegangen ist, ist die Zahl der Folgeuntersuchungen im DMP für Typ-2-Diabetes nur leicht rückläufig und im DMP für Typ-1-Diabetes stabil.
  • Für die Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen zeigt sich während der Eindämmungsmaßnahmen bei Menschen mit Diabetes ein vorübergehender Rückgang, wohingegen für die Inanspruchnahme allgemeinärztlicher Leistungen keine relevante Veränderung zu beobachten ist.
  • Die empirische Datenlage basierend auf vorliegenden Ergebnissen aus Befragungen und Publikationen bis Oktober 2020 für die Versorgungssituation von Personen mit Diabetes während der COVID-19-Pandemie in Deutschland ist relativ begrenzt. Für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes war die Versorgung während der Pandemie im Allgemeinen gewährleistet (Zeitraum zwischen Juni 2021 und Juli 2022).
  • Die Mehrheit der Bevölkerung, einschließlich von Personen mit chronischen Erkrankungen, schätzt die Versorgung mit notwendigen Medikamenten und ärztlichen Terminen im Pandemieverlauf zwischen April und Juli 2020 selbst als gewährleistet ein.
  • Rückläufige ambulante Behandlungen bei Diabetes und weiteren chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs in der Frühphase der Pandemie könnten auf Veränderungen der Versorgungsangebote und der Inanspruchnahme zurückgehen.
  • Bei Erwachsenen wurden keine klinisch bedeutenden Veränderungen in der Stoffwechseleinstellung von Typ-1- und Typ-2 Diabetes seit Beginn der Pandemie und während der Lockdowns 2020 im Vergleich zu den Vorjahren beobachtet. Bei Kindern und Jugendlichen mit Erstdiagnose des Typ-1-Diabetes nach der ersten Pandemiewelle zeigten sich verglichen mit den Vorjahren 2018/2019 höhere HbA1c-Werte bei Diagnose aber nicht im Verlauf.
  • Der Anteil der stationären Rehabilitationen fiel zu Beginn der Pandemie deutlich im Vergleich zu 2019 stark ab, wobei auch im 2. Pandemiejahr keine Erholung auftrat.

Erst- und Folgeuntersuchungen in den Disease-Management-Programmen (DMP) für Typ-1- und Typ-2-Diabetes in der COVID-19-Pandemie

Im verlinkten Faktenblatt werden die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Versorgung im Rahmen der Disease-Management-Programme beschrieben.

Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher Leistungen bei Diabetes in der COVID-19-Pandemie

Eine Auswertung der Befragungsstudie GEDA 2019/2020-EHIS von Du et al. (2021) zeigt, dass Menschen mit Diabetes – auch in der Pandemiezeit – deutlich häufiger allgemein- und fachärztliche Leistungen in Anspruch nehmen als für die Bevölkerung insgesamt beobachtet wurde. Während der Phase der Eindämmungsmaßnahmen im Frühjahr 2020 ging bei Menschen mit Diabetes im Vergleich zum Frühjahr 2019 die fachärztliche Inanspruchnahme vorübergehend um 46 % zurück. Dagegen ist kein relevanter Rückgang der allgemeinärztlichen Inanspruchnahme zu beobachten. Letzteres könnte mit Anpassungen im Versorgungsangebot durch telefonische Beratung von Menschen mit regelmäßig erforderlichen Hausarztbesuchen zusammenhängen.

Versorgungssituation von Menschen mit Diabetes in der COVID-19-Pandemie

Der Übersichtsartikel des Kompetenznetzes Public Health COVID-19 von Narres et al. (2021) fasst vorliegende Ergebnisse aus Publikationen und Befragungen im Zeitraum bis Oktober 2020 bezüglich Inanspruchnahmeverhalten, Versorgungsangebot, Versorgungsprozessen und gesundheitlichen Folgen bei Personen mit Diabetes, die nicht an COVID-19 erkrankt sind, in Zeiten der COVID-19-Pandemie zusammen. Die bisher insgesamt wenigen Untersuchungen zeigen für Deutschland kein eindeutiges Bild. Zum einen gibt es Hinweise auf problematische Versorgungssituationen und daraus resultierende gesundheitliche Folgen, zum anderen scheint die Versorgung trotz der pandemiebedingten Einschränkungen im Frühjahr 2020 die überwiegende Mehrheit der Personen mit Diabetes gut erreicht zu haben. Es wird geschlussfolgert, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind, um nachteilige Auswirkungen auf die Versorgung zu verifizieren und quantifizieren. Erste Ergebnisse zur Versorgung von Kindern und Jugendlichem mit Typ-1-Diabetes liegen von Göldel et al. 2023 vor. Die Befragung von Eltern, deren Kindern an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, ergab eine sehr hohe Zufriedenheit mit der Versorgungssituation während der Pandemie von Juni 2021 bis Juli 2022 (10 von 10 Punkten). Der Anteil der abgesagten Termine war mit 14,1% relativ klein. Nur wenige Eltern (8,6 %) berichteten von Hindernissen in der Versorgung ihrer Kinder während der Pandemie. Die Autorengruppe schlussfolgert, dass der Zugang zur Versorgung für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes während der Pandemie in Deutschland größtenteils gewährleistet werden konnte.

Selbsteingeschätzte medizinische Versorgung in der COVID-19-Pandemie

Gemäß der Auswertung der COSMO-Befragungsstudie von Heidemann et al. (2020) berichten die meisten der 18- bis 74-jährigen Teilnehmenden über eine sichergestellte Versorgung mit notwendigen Medikamenten und Arztterminen. Auch Personen mit einer chronischen Erkrankung berichten nicht häufiger über eine eingeschränkte Versorgung. Allerdings geben im April 2020, d. h. zu Pandemiebeginn kurz nach Einführung der Eindämmungsmaßnahmen, mehr Menschen an, dass die Inanspruchnahme von notwendigen ärztlichen Terminen nicht möglich war, als im Juli 2020 nach Lockerung der Maßnahmen. Zudem berichten von den im Juli 2020 Befragten jeweils etwas mehr als 40 %, seit Pandemiebeginn auf eine anstehende Krebsvorsorgeuntersuchung, einen anstehenden Gesundheits-Check-up bzw. eine geplante zahnärztliche Untersuchung wegen der Corona-Situation aufgeschoben zu haben. Dies galt in ähnlichem Ausmaß auch für Personen, die das Vorliegen einer chronischen Erkrankung angaben.

Im weiteren Verlauf der Pandemie zeigt sich gemäß einer weiterführenden Auswertung von Reitzle et al. (2021), dass mit Beginn des zweiten Lockdowns die selbsteingeschätzte medizinische Versorgung leicht eingeschränkt war. So gaben im Dezember 2020 91,2 % aller Teilnehmenden an, dass ein notwendiger Termin gewährleistet war. Dieser Anteil ist etwas niedriger als im Juli 2020 nach Lockerung der Maßnahmen (94,2 %), jedoch höher als während des ersten Lockdowns im April 2020 (86,8 %). Darüber hinaus untersuchte die Studie die wichtigsten Behandlungsanlässe und ob telemedizinische Angebote genutzt wurden. Im Dezember waren die wichtigsten Anlässe für notwendige Behandlungstermine Kontrollbesuche beim Haus- oder Facharzt (55,2 %) und Zahnarzt (36,2 %). Teilnehmende mit chronischen Erkrankungen zeigten erwartungsgemäß einen höheren Bedarf an Kontrollbesuchen beim Haus- oder Facharzt (64,5 %). Telemedizinische Angebote wurden von 20,0 % der Teilnehmenden in Anspruch genommen, allerdings deutlich seltener von Personen im höheren Lebensalter.

Herausforderung in der Versorgung von chronisch Kranken in der COVID-19-Pandemie

Der Übersichtartikel von Scheidt-Nave et al. (2020) zeigt auf, dass die Datenlage zur Beschreibung der Versorgungsituation ausgewählter Gruppen chronisch kranker Personen, d. h. von Personen mit Diabetes, Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen sowie psychischen Störungen, im Zeitraum von März bis Juni 2020 begrenzt ist. Einzelne Studien berichten für den Pandemiebeginn einen Rückgang von stationären Behandlungen bestimmter Erkrankungen sowie von Notfallbehandlungen leichterer kardiovaskulärer Fälle. Für den ambulanten Bereich gibt es Hinweise für eine Abnahme von Behandlungsfällen in ärztlichen Praxen zu Pandemiebeginn, jedoch erfolgten auch rasche Anpassungen im Angebot und in der Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen. Ein Beispiel ist die Erweiterung der telemedizinischen Beratung für Personen mit Diabetes.

Stoffwechseleinstellungen von Typ-1- und Typ-2-Diabetes bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern während der COVID-19-Pandemie in Deutschland.

Die Auswirkungen der Pandemie und die damit verbunden Maßnahmen zur Viruseindämmung auf die Stoffwechseleinstellung von Personen mit Diabetes war zu Beginn der Pandemie und während der Lockdowns von besonderem Interesse. Auswertungen von Registerdaten (n=24.623) aus den Jahren 2019 und 2020 von Hartmann et al. (2022) zielten darauf ab, Veränderungen im Diabetesmanagement vor und während der COVID-19-Lockdowns von März bis Mai und Oktober bis Dezember bei betroffenen Erwachsenen mit Typ-1- (n=6.975) und Typ-2-Diabetes (n=17.648) zu untersuchen. Die Autorengruppe kam zu dem Schluss, dass während der COVID-19-Lockdowns 2020 im Vergleich mit dem Vorjahr 2019 bei den untersuchten Personen mit Typ-1- und Typ-2-Diabtes nur klinisch unbedeutende Veränderungen im HbA1c-Wert und BMI auftraten und dass Patientinnen und Patienten in der Lage waren, ihren Stoffwechsel zu kontrollieren. Auch bei Kindern (n=19.729) mit Typ-1-Diabetes unterschied sich auf Basis einer Registerdatenauswertung von Hammersen et al. (2022) die Stoffwechseleinstellung während oder nach der Lockdown-Phase im Frühjahr 2020 nicht signifikant vom Vorjahr 2019. In einer ebenfalls auf Registerdaten beruhenden vertiefenden Analyse von Kamrath et al. 2022 zeigte sich bei Kindern und Jugendlichen mit Erstdiagnose nach der ersten Pandemiewelle im Frühjahr 2020 (N=3.111) erhöhte HbA1c-Werte zum Zeitpunkt der Diagnose, jedoch nicht bei einer Nachuntersuchung nach vier bis fünf Monaten (N=2.825). Im Gegensatz dazu konnte ein höherer täglicher Insulinbedarf bei Diagnose und Nachuntersuchung nachgewiesen werden.

Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes während der Corona-Pandemie

Die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes ist ein wichtiger Aspekt der Versorgung. Insbesondere steht hierbei der Schulungsaspekt von Kindern und Jugendlichen und deren Familien im Umgang mit ihrer Erkrankung und den spezifischen zu erwartenden Problemen im Vordergrund. Basierend auf Registerdaten zeigten Kapellen et al. 2022, dass sich im Vergleich zum Jahr 2019 der Anteil an Kinder und Jugendlichen, die in Rehabilitationseinrichtungen aufgenommen wurden, um 35 % reduzierte und im Jahr 2021 auf gleichem Niveau blieb. Der Einbruch war vor allem im 1. Lockdown (April/Mai 2020) und im Westen Deutschlands sehr ausgeprägt, während der Osten weniger betroffen war. Der Ost/West-Unterschied bestand 2021 nicht mehr. Auch die Liegedauer reduzierte sich in der Zeit des ersten Lockdowns.

Weiterführende Links