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COVID-19 bei vorliegendem Diabetes

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass die Seiten zu COVID-19 und Diabetes nicht mehr aktualisiert werden und gegebenenfalls einen veralteten Stand darstellen. In diesem Bereich werden Ergebnisse des RKI sowie von Kooperationspartnerinnen und -partnern zu Diabetes und COVID-19 präsentiert.

Diabetes als Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19

Im Kontext der COVID-19-Pandemie ist die Identifikation von Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf von großer Bedeutung, um gezielt Schutzmaßnahmen ergreifen zu können. Neben Personen höheren Alters gelten Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes als Risikogruppe für schwere Verläufe. Nichtsdestotrotz treten schwere COVID-19-Erkrankungen auch bei jungen Menschen und Personen ohne Vorerkrankungen auf.

Informationen und Hilfestellungen des RKI für Personen mit einem höheren Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf finden Sie hier.

Kernaussagen:

  • Gemäß einer Analyse der Meldestatistik erhöhen ein höheres Alter, männliches Geschlecht sowie bestimmte Vorerkrankungen wie Diabetes das Risiko für einen schweren

    COVID-19-Verlauf.

  • Innerhalb der Gruppe von Personen mit Diabetes und SARS-CoV-2-Infektion stellen ein höheres Alter, männliches Geschlecht, Begleiterkrankungen und eine Insulinbehandlung Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf dar.
  • Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes gibt es keine Unterschiede zwischen asymptomatischen und symptomatischen Infizierten sowie SARS-CoV-2 negativ/positiv-Getesteten hinsichtlich Alter, Dauer der Diabeteserkrankung oder Body Mass Index.

Systematische Übersicht und Meta-Analyse internationaler Evidenz zu bestehenden Vorerkrankungen und schweren COVID-19-Verläufen

Basierend auf 120 systematischen Reviews zu Vorerkrankungen und Risikofaktoren für schwere Krankheitsverläufe bei COVID-19 reanalysieren Treskova-Schwarzbach et al. (2021) in einem Umbrella Review die Forschungsergebnisse von 160 Primärstudien aus allen Teilen der Welt zu 42 vorbestehenden Erkrankungen. Für das Vorliegen eines Diabetes bei Erkrankung mit COVID-19 berichten die Autor:innen auf der Grundlage von 38 Effektschätzern einen Zusammenhang mit erhöhtem Hospitalisierungsrisiko in Europa sowie ein erhöhtes Risiko zu Versterben in Studien aus Europa und Latein- bzw. Südamerika. Ein höheres Risiko für Todesfälle wurde in einer Studie aus dem afrikanischen Raum berichtet. Das Risiko für eine Aufnahme auf die Intensivstation mit COVID-19 bei bestehendem Diabetes war in Studien aus Süd- bzw. Lateinamerika, dem östlichen Mittelmeerraum und dem westpazifischen Raum erhöht und deutlich erhöht.
Insgesamt erwies sich Diabetes mit gepoolten Hazard Ratios im Bereich von 1,2 bis 2,0 (KI 1,1 – 2,8) neben Adipositas, Herzinsuffizienz, COPD und Demenz in verschiedenen Regionen weltweit als bedeutsamer Risikofaktor für tödliche COVID-19-Verläufe. Die Ergebnisse eignen sich aus Sicht der Autor:innen als Ausgangspunkt zur Priorisierung von Patient:innengruppen bei Impfstrategien und anderen Maßnahmen zum Infektionsschutz.

Übersichtsartikel zu Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf bei Menschen mit Diabetes

In einer Meta-Analyse von Schlesinger et al. (2021) am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) wurden mit Daten aus 22 veröffentlichten Studien, die Informationen zu 17.500 Personen mit Diabetes und bestätigter SARS-CoV-2-Infektion berücksichtigten, bestimmte Risikofaktoren hinsichtlich ihrer möglichen Verbindung zum Schwergrad einer COVID-19-Erkrankung überprüft. Innerhalb der Gruppe von Personen mit Diabetes und SARS-CoV-2-Infektion wurde ein höheres Alter (> 65 Jahre), männliches Geschlecht, hohe Blutglukose-Spiegel (zum Zeitpunkt der Einlieferung in das Krankenhaus), die Insulinbehandlung sowie bestehende Begleiterkrankungen (z. B. Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen) als Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf identifiziert. Die Ergebnisse zeigten allerdings auch, dass die Metforminbehandlung mit einem reduzierten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf einherging. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, Personen mit Diabetes besser einzuordnen, um ihre Therapie zu verbessern und den COVID-19-Verlauf zu mildern.

Krankheitsschwere der ersten COVID-19-Welle in Deutschland basierend auf den Meldungen gemäß Infektionsschutzgesetz

In einer retrospektiven, deskriptiven Analyse von Schilling et al. (2020a, 2020b) wurden die gemäß Infektionsschutzgesetz an das Robert Koch-Institut übermittelten, laborbestätigten Fällen mit einer SARS-CoV-2-Infektion der ersten COVID-19-Welle in Deutschland bis Mitte Juni 2020 mit Blick auf die Krankheitsschwere ausgewertet. Mit einem Anteil von 80 % war die Mehrzahl der Fälle mild erkrankt. Schwere Erkrankungen wurden vor allem für männliche Personen im Alter ab 60 Jahren mit mindestens einem Risikofaktor berichtet (insbesondere kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, neurologische Störungen und/oder Lungenerkrankungen). Der Beitrag gibt neben der Einschätzung der Erkrankungsschwere ebenfalls Hinweise zu besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen.

Vorläufige Bewertung der Krankheitsschwere von COVID-19 in Deutschland basierend auf übermittelten Fällen gemäß Infektionsschutzgesetz

Der Beitrag von Schilling et al. (2020a, 2020b) in der 17. Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins liefert eine vorläufige Bewertung der Krankheitsschwere von COVID-19 und möglicher Risikofaktoren in Deutschland. Die vorgenommenen Analysen basieren auf den Angaben der Gesundheitsämter zu den Fällen, die bis zum 17. März 2020 gemäß Infektionsschutzgesetz über das elektronische Meldesystem übermittelt wurden. Es zeigte sich, dass der Anteil der Fälle mit bekannter Vorerkrankung mit der Krankheitsschwere zunimmt. Diabetes zählt neben Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und der Lunge, sowie Krebserkrankungen, zu den Vorerkrankungen, die unter den gemeldeten Fällen am häufigsten als Risikofaktor angegebenen wurden.

Typ-1-Diabetes und SARS-CoV-2

Es gibt nur wenige Informationen zu Personen mit Typ-1-Diabetes und einer SARS-CoV-2-Infektion in Deutschland. Diesen Zusammenhang untersuchen Büttner et al. 2022 auf Grundlage von Registerdaten der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) während der Pandemie von Januar 2020 bis Juni 2021. Bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes (N=1855) zeigten sich keine Unterschiede zwischen asymptomatischen und symptomatischen Infizierten sowie zwischen SARS-CoV-2 negativ- und SARS-CoV-2-positiv-Getesteten hinsichtlich des Alters, des Auftretens und der Dauer der Diabeteserkrankung oder des Body Mass Index (BMI). Auch hinsichtlich der HbA1c-Werte sowie der Prävalenz einer diabetischen Ketoazidose gab es keine Unterschiede zwischen SARS-CoV-2-positiven und -negativen Kindern und Jugendlichen. Im Fall einer nachgewiesenen SARS-CoV-2-Infektion erkrankten Kinder und Jugendliche mit neu diagnostiziertem Typ-1-Diabetes häufiger symptomatisch als diejenigen mit bekanntem Typ-1-Diabetes (57,1% vs. 37,5%). Auch bei Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes (N=240) gibt es weitestgehend keine diabetesbezogenen Unterschiede zwischen asymptomatischen und symptomatischen Infizierten sowie SARS-CoV-2 negativ/positiv-Getesteten außer für HbA1c-Werte, die bei positiv getesteten Erwachsenen etwas niedriger waren. Erwachsene mit COVID-19 und Typ-1-Diabetes waren verglichen mit Kindern und Jugendlichen insgesamt fast doppelt so häufig symptomatisch (83,3% vs. 43,5%) und wurden etwas häufiger im Krankenhaus behandelt (35,7 % vs. 21,2%).