GSB 7.1 Standardlösung

Tabakkontrolle

Das Rauchen von Zigaretten und anderen Tabakprodukten ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung von nichtübertragbaren Erkrankungen wie Lungenkrebs, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, kardiovaskuläre Erkrankungen und Typ-2-Diabetes (National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion Office on Smoking Health, 2014; Wannamethee et al., 2001; Zeiher et al., 2017, Zeiher et al., 2018). Maßnahmen zur Senkung des Anteils an Rauchenden in der Bevölkerung können einen wesentlichen Beitrag zur Verminderung der Krankheitslast liefern (Gredner et al., 2020; Levy et al., 2013; Tönnies et al., 2021). Weiterhin ist Rauchen ein Risikofaktor für Folgeerkrankungen des Diabetes, wie beispielsweise Retinopathie und kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Tabakkontrollskala (Tobacco Control Scale, 2021) bewertet die Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums und des Passivrauchens eines Landes und ermöglicht damit Aussagen über die sogenannte Tabakkontrollpolitik im internationalen Vergleich (WHO, 2003).

Kernaussagen

  • Deutschland gehört im europäischen Vergleich im Jahr 2021 zu den fünf Ländern mit der geringsten Tabakkontrolle.
  • In den letzten 20 Jahren hat sich in Deutschland die Tabakkontrollpolitik kaum verändert; lediglich in den Bereichen der Verbote des Rauchens an öffentlichen Plätzen und den Werbeverboten gibt es Verbesserungen.

Tabakkontrollskala 2021

Ergebnis

Im internationalen Vergleich ist Deutschland von Rang 22 (von 30 Ländern) im Jahr 2005 stetig zurückgefallen und liegt im Jahr 2021 auf Rang 34 (von 37 Ländern). Dabei ist die Gesamtpunktzahl für Deutschland von 36 Punkten im Jahr 2005 auf 43 Punkte im Jahr 2021 (von jeweils 100 möglichen Punkten) gestiegen. Allerdings kann in diesem Zeitraum einzig für die Komponenten „Konsumverbot im öffentlichen Raum“ und „Werbeverbote“ eine Verstärkung der Maßnahmen und damit eine Erhöhung von 2 Punkten auf 11 Punkte (von 22 möglichen Punkten) bzw. von 4 Punkten auf 6 Punkte (von 13 möglichen Punkten) beobachtet werden. In der Komponente „Preis“ zeigte sich eine Verringerung von 20 Punkten auf nun 14 Punkte (von 30 möglichen Punkten). In den Komponenten „Behandlung und Rauchentwöhnung“ und „Gesundheitswarnungen“ zeigen sich von 2005 bis 2021 dagegen kaum Veränderungen. Bislang gibt es in Deutschland keine nennenswerten „Ausgaben für öffentliche Informationskampagnen“ zur Tabakkontrolle (0 von 15 möglichen Punkten seit 2013 bzw. 10 möglichen Punkten seit 2019). Während Schritte zur „Bekämpfung des illegalen Tabakhandels“ in Deutschland eingeleitet wurden (2 von 3 möglichen Punkten), werden bislang zur „Beschränkung des Einflusses der Tabakindustrie“ keine Maßnahmen verzeichnet (0 von 2 möglichen Punkten). Interaktive Abbildungen sind unter folgendem Link verfügbar.


Fazit

Deutschland ist zum Stand 2021 in der Tabakkontrolle eines der Schlusslichter in Europa und hat in den letzten 20 Jahren nur wenige Maßnahmen implementiert. In allen Bereichen der Tabakkontrolle besteht in Deutschland Verbesserungsbedarf. Um den Risikofaktor Rauchen und damit das Risiko für Typ-2-Diabetes und andere nichtübertragbare Krankheiten zu senken, erscheint die weitere Stärkung von politischen Maßnahmen zur Tabakkontrolle sinnvoll, da diese den Anteil der Rauchenden reduzieren können (Levy et al., 2013; Levy et al., 2004).

Informationen zu Methodik und Datenquellen anzeigen

Definition

Der Indikator Tabakkontrolle ist definiert über die Tabakkontrollskala, d.h. als Gesamtpunktzahl (maximal 100 Punkte möglich) der Punkte verschiedener, definierter Komponenten zur Tabakkontrolle nach Joossens et al. 2006. Die Komponenten umfassen „Preis“, „Konsumverbot im öffentlichen Raum“, „Ausgaben für öffentliche Informationskampagnen“, „Werbeverbote“, „Gesundheitswarnungen“ und „Behandlung und Rauchentwöhnung“ sowie seit 2019 „Bekämpfung des illegalen Tabakhandels“ und „Beschränkung des Einflusses der Tabakindustrie“.

Datenquelle

Berichte der Tabakkontrollskala, regelmäßig veröffentlicht unter https://www.tobaccocontrolscale.org/ und gefördert durch Gesundheitsprogramme der Europäischen Union unter Schirmherrschaft der Association of European Cancer Leagues (ECL) und des Institut Catala d’Oncologia (ICO).

Berechnung

  • Beschreibung: Gesamtpunktzahl der Bewertung der sechs Komponenten (2003 bis 2016) bzw. acht Komponenten (seit 2019) der Tabakkontrollskala nach Joossens et al. 2006 mit unterschiedlicher Gewichtung der einzelnen Komponenten, die sich aus der maximal zu erreichenden Punktzahl je Komponente ergibt. Die maximale Gesamtpunktzahl beträgt 100 Punkte. Hierbei ist zu beachten, dass sich die Gewichtung der Komponenten seit 2019 leicht verändert hat, da 2019 die Komponenten „Bekämpfung des illegalen Tabakhandels“ und „Beschränkung des Einflusses der Tabakindustrie“ neu hinzugefügt wurden (Joossens et al, 2020).

Datenqualität

Die Tabakkontrollskala ist ein Bewertungsinstrument zur Evaluation der Tabakkontrollpolitik europäischer Länder, welches mit Hilfe eines internationalen Gremiums entwickelt wurde. In regelmäßigen Abständen (alle 2 bis 3 Jahre) werden die Komponenten der Tabakkontrollskala durch Expertinnen und Experten der teilnehmenden europäischen Länder bewertet. Weil bisher relativ wenig Evidenz zur Effektivität von politischen Maßnahmen zur Tabakkontrolle vorliegt, ist die Gewichtung der Komponenten weiterhin Gegenstand von Diskussionen (Tobacco Control Scale, 2021). Die quantitative Bewertung der umgesetzten politischen Maßnahmen zur Tabakkontrolle ist außerdem teilweise nur eingeschränkt möglich. Des Weiteren werden bisher mit der Tabakkontrollskala nicht alle relevanten Bereiche der Tabakkontrolle abgebildet, sodass das Instrument fortlaufend weiterentwickelt wird, wie beispielsweise durch eine Ergänzung von zwei Komponenten im Jahr 2019 (Joossens et al., 2006).

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