Kontinuierliche Glukosemessung bei Typ-1-Diabetes
Bei der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) handelt sich um eine minimal invasive Methode, bei der mit einem Glukosesensor der Zuckerwert in der interstitiellen Flüssigkeit des Unterhautfettgewebes gemessen und kontinuierlich (Real-time-CGM-Systeme, rtCGM) oder intermittierend (Flash Glukose-Monitoring, FGM; intermittierendes Glukose-Monitoring, iscCGM) auf ein Empfangsgerät übertragen wird. CGM ermöglicht die Messung des Zuckerwerts ohne Blut abzunehmen und ist für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes von besonderer Bedeutung (AGPD, 2015; DDG, 2018). Seit 2016 sind CGM-Geräte Bestandteil des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen (G-BA, 2016).
Kernaussagen
- Mehr als zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes in Deutschland benutzen eine kontinuierliche Glukosemessung.
- Es besteht kein Geschlechterunterschied in der Anwendung einer kontinuierlichen Glukosemessung.
- Die Kostenerstattung durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die Verfügbarkeit neuer, benutzerfreundlicher Geräte spielen eine entscheidende Rolle bei der rasanten Zunahme des Einsatzes von CGM.
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Trend
Indikatoren_ScreenreaderHinweis_Datentabelle
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Ergebnis
Die Prävalenz der Anwendung von CGM betrug im Jahr 2019 bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren mit Typ-1-Diabetes 69,3 % (Mädchen: 69,5 %; Jungen: 69,2 %). Im Zeitraum 2007 – 2015 war die Anwendungshäufigkeit von CGM niedrig (zwischen 3,2 % und 6,4 %) und zeigte im Trend sogar eine leichte Abnahme. Seit 2016 nahm die Anwendung von CGM jährlich stark zu. So war die Anwendung von CGM im Jahr 2016 (18,2 %) 4-mal höher als im Vorjahr (4,0 %). Dabei gab es kaum erkennbare Geschlechterunterschiede in der Anwendung einer CGM über den ganzen Beobachtungszeitraum 2007 – 2019.
Fazit
Etwa 70 % der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes in Deutschland benutzen aktuell eine CGM. Seit 2016 nimmt die Anwendung von CGM stark zu. Es ist davon auszugehen, dass die Kostenerstattung durch die GKV, welche im Jahr 2016 eingeführt wurde (G-BA, 2016), eine entscheidende Rolle bei der raschen Zunahme der CGM-Anwendung spielt, aber auch die Entwicklung neuer, benutzerfreundlicher Geräte. Ziel der CGM-Systeme ist eine bessere Blutzuckereinstellung und insbesondere die Vermeidung von Hypoglykämien (Kamusheva et al., 2021). Die Auswirkungen der CGM-Anwendung auf die Glukosekontrolle und die Sicherheit der Therapie bei Kindern und Jugendlichen sollten zukünftig weiter untersucht werden.
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Definition
Der Indikator kontinuierliche Glukosemessung ist definiert als Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes, bei welchen eine kontinuierliche Glukosemessung eingesetzt wird.
Bezugspopulation
Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes mit Wohnsitz in Deutschland, Alter 0-17 Jahre.
Datenquelle
Bundesweite und regionale Diabetesregister (DPV-Register, ESPED-Inzidenzregister, NRW-Register, Sächsisches Diabetesregister). Grundlage ist der Datenbestand September 2020 der DPV-Datenbank, der komplett validiert und festgeschrieben ist.
Berechnung
- Beschreibung: Die Rate der kontinuierlichen Glukosemessung bezogen auf Kinder und Jugendliche von 0-17 Jahren mit Typ-1-Diabetes in Deutschland im Beobachtungszeitraum 2007 – 2019.
- Hochrechnung/Gewichtung: Für die bundesweiten Schätzungen wurden die erforderlichen Populationsdaten des Statistischen Bundesamtes auf der Grundlage des Zensus 2011 verwendet. Ergebnisse mit 95%-Konfidenzintervallen wurden unter der Annahme einer Poissonverteilung der Fälle nach der Personenjahre-Methode geschätzt (Woodward, 2013; Sahai, 1993).
- Altersstandardisierung: Alters- und geschlechtsstandardisierte Schätzungen mit einer Gleichgewichtung für das Geschlecht und einer Altersgewichtung entsprechend der Altersspanne der Altersgruppen.
Datenqualität der teilnehmenden Praxen
Die Diabetesregister stellen von freiwillig teilnehmenden Praxen bzw. Kliniken übermittelte ambulante bzw. stationäre Diagnosedaten und Informationen zur Therapieform von gesetzlich und privat Krankenversicherten zu unterschiedlichen Diabetestypen und Altersgruppen bereit. Die Datenqualität hängt von der Dokumentationspraxis ab, die einer gründlichen Plausibilitätsprüfung unterliegt. Die Annäherung an eine Vollerfassung für die Bezugspopulation erfolgt durch statistische Verfahren und resultiert in korrigierten Schätzungen.