GSB 7.1 Standardlösung

Armutsrisikoquote

Die Armutsrisikoquote (auch Armutsgefährdungsquote) beschreibt den Anteil der Menschen, die unterhalb der Armutsrisikogrenze leben, gemessen an dem nach Anzahl und Alter der Haushaltsmitglieder bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommen (Netto-Äquivalenzeinkommen). Nach dieser Definition gilt als armutsgefährdet, wer weniger als 60 % des gesellschaftlich mittleren Netto-Äquivalenzeikommens zur Verfügung hat. Sozioökonomische Benachteiligung, z. B. hinsichtlich des Einkommens, ist mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes assoziiert (Agardh et al., 2011; Heidemann et al., 2019; Lampert et al., 2013).

Kernaussagen

  • In Deutschland sind etwa 17 % der erwachsenen Bevölkerung und etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen von Armut bedroht.
  • Frauen sind häufiger von Armut bedroht als Männer und junge Erwachsene sowie Ältere häufiger als andere Altersgruppen.
  • Zwischen den Bundesländern sind deutliche Unterschiede in der Armutsrisikoquote zu beobachten.

Die Visualisierung von Indikatoren benötigt Javascript. Bitte aktivieren Sie Javascript in Ihrem Browser.

Trend

Indikatoren_ScreenreaderHinweis_Datentabelle

Querschnitt

Nach Region

Indikatoren_ScreenreaderHinweis_Datentabelle

  • Nach Geschlecht

    Indikatoren_ScreenreaderHinweis_Datentabelle

  • Nach Alter

    Indikatoren_ScreenreaderHinweis_Datentabelle

  • Nach Bildungsgruppe

    Indikatoren_ScreenreaderHinweis_Datentabelle

Ergebnis

Die Armutsrisikoquote der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland liegt 2021 bei 16,9 % (Frauen: 17,8 %; Männer: 16,0 %) und bei Kindern und Jugendlichen bei 21,3 %. Der höchste Anteil (25,8 %) ist dabei in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen zu beobachten (Frauen: 27,6 %; Männer: 24,1 %). Die Armutsrisikoquote sinkt dann schrittweise bis auf 13,0 % bei den 50- bis 65-Jährigen (Frauen: 13,7 %; Männer: 12,3 %) bevor sie bei über 65-Jährigen noch einmal auf 17,6 % ansteigt (Frauen: 19,5 %; Männer: 15,2 %). Frauen sind dabei in allen Altersgruppen und fast allen Bundesländern stärker von Armut bedroht als Männer. Weiterhin sind Personen in der oberen Bildungsgruppe (6,7 %) weniger armutsgefährdet als Personen in der unteren Bildungsgruppe (39,3 %). Zwischen den Bundesländern zeigen sich deutliche Unterschiede. Während Bremen mit 28,2 % (Frauen: 28,3 %; Männer: 28,2 %) die höchste Armutsrisikoquote aufweist, ist diese in Bayern mit 12,8 % (Frauen: 14,0 %; Männer: 11,6 %) am niedrigsten. Die Armutsrisikoquote ist seit 2005 (Erwachsene: 14,7 %; Kinder und Jugendliche: 19,5 %) leicht angestiegen.

Fazit

Die Armutsrisikoquote ist in den letzten Jahren gestiegen. Über alle Altersgruppen und fast alle Bundesländern hinweg sind Frauen stärker von Armut bedroht als Männer. Auch zwischen den Altersgruppen und Bundesländern zeigen sich deutliche Unterschiede. Die Senkung des Armutsrisikos, beispielsweise durch sozialpolitische Maßnahmen zur Verbesserung der finanziellen Lage der Bevölkerung mit erhöhtem Armutsrisiko, sollte daher berücksichtigt werden, um das Risiko für nichtübertragbare Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes zu reduzieren. Auch Veränderungen in der Lebensmittelbesteuerung sollten angestrebt werden, um den Zugang zu gesunden Lebensmitteln finanziell zu erleichtern (Drewnowski, 2009). Da sich das Armutsrisiko bereits im Kindes- und Jugendalter auf das Gesundheitsverhalten und den Gesundheitszustand auswirken kann, sollten Präventionsangebote außerdem so konzipiert sein, dass gesundheitliche Ungleichheiten verringert werden (Lampert et al., 2019).

Informationen zu Methodik und Datenquellen anzeigen

Definition

Der Indikator Armutsrisikoquote ist definiert als Anteil der Personen, deren Netto-Äquivalenzeinkommen weniger als 60 % des Medians der Netto-Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung in Privathaushalten (= Armutsrisikoschwelle) beträgt. Das Netto-Äquivalenzeinkommen ist ein auf der Basis des Haushaltsnettoeinkommens berechnetes sowie nach Anzahl und Alter der Haushaltsmitglieder bedarfsgewichtetes Pro-Kopf-Einkommen je Haushaltsmitglied.

Bezugspopulation

Die Armutsrisikoquote wird auf den Bundesmedian bezogen, d. h. die dargestellten Berechnungen orientieren sich am mittleren Einkommen (Median) der erwachsenen Bevölkerung in Privathaushalten im gesamten Bundesgebiet.

Datenquelle

Für den Mikrozensus werden jährlich ca. 1 % der Bevölkerung in Deutschland zu ihren Arbeits- und Lebensbedingungen befragt. Das entspricht rund 810.000 Personen aus rund 370.000 privaten Haushalten und Gemeinschaftsunterkünften (Destatis, 2022).

Berechnung

  • Beobachtete relative Werte: Quotient aus der Anzahl der Personen unterhalb der Armutsrisikoschwelle und der Gesamtbevölkerung. Nähere Informationen zum Schwellenwert für die Armutsrisikogefährdung sind an anderer Stelle aufgeführt (Destatis, WZB, BiB, 2021).
  • Stratifizierung: Der Bildungsstatus wurde anhand der ISCED-Klassifikation (Eurostat, 2022) bestimmt, in die Angaben zu schulischer und beruflicher Ausbildung eingehen und die eine Einteilung in eine untere, mittlere und obere Bildungsgruppe ermöglicht.
  • Gewichtung: Es handelt sich um Hochrechnungen auf Basis der Daten des Mikrozensus. Die Hochrechnung basiert vor 2011 auf den fortgeschriebenen Ergebnissen der Volkszählung 1987 (früheres Bundesgebiet) sowie des Zentralen Einwohnerregisters der früheren DDR zum Stand 3. Oktober 1990 (neue Länder und Berlin-Ost). Ab 2011 basiert die Hochrechnung auf den fortgeschriebenen Ergebnissen des Zensus von 2011. Die Vergleichbarkeit mit den Vorjahren ist ab dem Berichtsjahr 2016 eingeschränkt, da im Jahr 2016 eine Aktualisierung der Stichprobe erfolgte (Bihler & Zimmermann, 2016). Weiterhin sind die Ergebnisse des Mikrozensus 2020 nach Umsetzung des Mikrozensusgesetz von Dezember 2016 nur eingeschränkt mit Vorjahreswerten vergleichbar, da seit 2020 Befragungen zum Einkommen und zu den Lebensbedingungen sowie zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien, die bisher separat durchgeführt wurden, in den Mikrozensus integriert werden (Destatis, 2022).

Hinweis: Bei der Betrachtung des zeitlichen Trends ist die Veränderung der Stichprobe und des Erhebungsmodus des Mikrozensus im Jahr 2016 bzw. 2020 zu beachten.

Datenqualität

Die regionalen Unterschiede im Einkommensniveau werden nicht berücksichtigt. Eine solche Berücksichtigung regionaler Unterschiede ist möglich, wenn statt des Bundesmedians des Einkommens, das mittlere Einkommen (Median) des jeweiligen Bundeslandes (= Landesmedian) verwendet wird. Diese Daten sind unter folgendem Link verfügbar.

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK