Körperliche Inaktivität
Körperliche Aktivität umfasst jegliche durch die Skelettmuskulatur hervorgebrachte körperliche Bewegung, die zu einem Anstieg des Energieverbrauchs über den Grundumsatz führt (Caspersen et al., 1985). In Kindheit und Jugend ist regelmäßige körperliche Aktivität für die körperliche Gesundheit von großer Bedeutung (Janssen und Leblanc, 2010). So haben z. B. körperlich inaktive Kinder und Jugendliche im Vergleich zu körperlich aktiven ein ungünstigeres kardiovaskuläres Risikoprofil (Hallal et al., 2006). Zudem zeigen Längsschnittstudien, dass sich ein in Kindheit und Jugend angeeigneter inaktiver Lebensstil oft auch im Erwachsenenalter fortsetzt und damit das Risiko für die Entstehung nicht-übertragbarer Krankheiten, wie dem Typ-2-Diabetes, erhöht (Telema, 2009). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt daher 3- bis 17-jährigen Mädchen und Jungen durchschnittlich mindestens 60 Minuten pro Tag mäßig bis sehr anstrengende körperliche Aktivität auszuüben (Bull et al., 2020). Damit hat die WHO ihre seit 2010 gültige Empfehlung aktualisiert, nach der Kinder und Jugendliche noch mindestens 60 Minuten pro Tag mäßig bis sehr anstrengend körperlich aktiv sein sollten (WHO, 2010). Der Indikator körperliche Inaktivität bezieht sich auf die WHO-Mindestempfehlung von 2010 und stellt den Anteil der 3- bis 17-Jährigen dar, die nicht mindestens 60 Minuten pro Tag mäßig bis sehr anstrengend körperlich aktiv sind.
Kernaussagen
- Fast drei Viertel der Kinder und Jugendlichen sind körperlich inaktiv.
- Mädchen sind häufiger körperlich inaktiv als Jungen, und im Altersgang nimmt die Prävalenz der körperlichen Inaktivität zu.
- Kinder und Jugendliche verschiedener Bildungsgruppen unterscheiden sich nicht in der körperlichen Inaktivität.
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Trend
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Nach Region
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Nach Geschlecht
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Nach Alter
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Nach Bildungsgruppe
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Ergebnis
Im Jahr 2015 beträgt die Prävalenz der körperlichen Inaktivität bei Kindern und Jugendlichen 74,0 % (Mädchen: 77,6 %; Jungen: 70,6 %). Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil derjenigen an, die körperlich inaktiv sind, von 54,2 % bei den 3- bis 6-Jährigen auf 88,2 % bei den 14- bis 17-Jährigen. Unterschiede in der körperlichen Inaktivität zeigen sich zudem nach der Wohnregion: Kinder und Jugendliche in Mitte-West sind häufiger körperlich inaktiv als Gleichaltrige im Nordosten (75,3 % bzw. 70,0 %). Unterschiede in der körperlichen Inaktivität zwischen verschiedenen Bildungsgruppen bestehen nicht (untere: 71,9 %, mittlere: 75,6 %, obere: 73,0 %). Im Vergleich zum Jahr 2010 (72,5 %) stagniert der Anteil der körperlich inaktiven Kinder und Jugendlichen im Jahr 2015 mit 74,0 % auf hohem Niveau.
Fazit
Den Daten aus KiGGS Welle 2 zufolge sind bereits in jungen Jahren fast drei Viertel der Kinder und Jugendlichen körperlich inaktiv (Finger et al., 2018). Dabei zeigen sich keine Unterschiede zwischen den Bildungsgruppen. Analysen auf Datenbasis von KiGGS Welle 1 (2009–2011) sprechen allerdings dafür, dass Kinder und Jugendliche aus Familien der hohen sozioökonomischen Statusgruppe häufiger sportlich aktiv und Mitglied im Sportverein sind als Kinder und Jugendliche der niedrigen sozioökonomischen Statusgruppe (Manz et al., 2014). Ein wichtiges Ziel sollte nach wie vor sein, Maßnahmen zur Bewegungsförderung in Kindheit und Jugend weiter auszubauen, wie es die Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung (Rütten und Pfeifer, 2016) vorsehen.
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Definition
Der Indikator Körperliche Inaktivität ist definiert als Anteil von Kindern und Jugendlichen in der Bevölkerung, die die Bewegungsempfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von mindestens 60 Minuten körperlicher Aktivität pro Tag nicht erreichen.
Operationalisierung
Variable basierend auf Selbstangaben der Befragten (bei 11- bis 17-Jährigen) beziehungsweise ihrer Sorgeberechtigten (bei 3- bis 10-Jährigen) zur körperlichen Aktivität in der Freizeit.
Bezugspopulation
Kinder und Jugendliche mit ständigem Wohnsitz in Deutschland, Alter 3-17 Jahre
Datenquelle
Bundesweiter RKI-Befragungs- und Untersuchungssurvey 2014 – 2017 (KiGGS Welle 2) basierend auf Einwohnermeldeamtsstichprobe und Erhebung durch Selbstausfüllfragebogen (Befragung der Eltern sowie der Kinder und Jugendlichen ab 11 Jahren), ärztliches Interview (Befragung der Eltern) und Untersuchung. Bundesweiter telefonischer RKI-Befragungssurvey 2009 – 2012 (KiGGS Welle 1) basierend auf Einwohnermeldeamtsstichprobe und Erhebung durch computergestütztes telefonisches Interview (Befragung der Eltern sowie der Kinder und Jugendlichen ab 11 Jahren).
Fallzahl
- KiGGS Welle 1 (Querschnittserhebung): n = 12.368 (davon n = 4.455 ersteingeladene 0- bis 6-Jährige, n = 7.913 bereits an KiGGS-Basiserhebung teilgenommene 7- bis 17-Jährige)
- KiGGS Welle 2 (Querschnittserhebung): n = 15.023 (davon 3.567 mit Untersuchung)
Berechnung
- Beschreibung: Für den Indikator werden die Kennziffern für gesamt, Mädchen und Jungen sowie jeweils stratifiziert nach Altersgruppe, Wohnregion und höchstem Bildungsstand der Eltern angegeben soweit die Fallzahl für die Kennziffer ≥ 5 ist und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als nicht zu groß angesehen wird (d.h.Variationskoeffizient in der Regel ≤ 33,5 %).
- Stratifizierung: Die geographische Einordnung des Wohnsitzes der teilnehmenden Person erfolgte nach Bundesland/Region (Nord-Ost, Nord-West, Mitte-Ost, Mitte-West und Süden). Der Bildungsstatus der Eltern wurde anhand des CASMIN-Indexes bestimmt, in den Angaben zu schulischer und beruflicher Ausbildung eingehen und der die Einteilung in eine untere, mittlere und obere Bildungsgruppe ermöglicht.
- Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der jeweils zugrundeliegenden Bezugspopulation aufgrund von unterschiedlicher Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in KiGGS Welle 2 jeweils ein Gewichtungsfaktor verwendet. Die Gewichtungsfaktoren passen die Surveys an die Bevölkerungsstruktur der Bezugspopulation hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland, deutscher Staatsangehörigkeit (ja/nein) und höchster Bildung der Eltern zum 31.12.2015 an.
Datenqualität
Die RKI-Surveys für Kinder und Jugendliche liefern repräsentative Ergebnisse für die 0- bis 17-jährige Wohnbevölkerung Deutschlands. Dabei ist es durch unterschiedliche Maßnahmen gelungen (u.a. Oversampling von Kindern und Jugendlichen ohne deutsche Staatsangehörigkeit), auch die Gruppe der Migrantinnen und Migranten annähernd entsprechend ihres Anteils in der Bevölkerung in die KiGGS-Studie einzuschließen. Dennoch sind künftig weitere Anstrengungen insbesondere für Kinder und Jugendlichen mit geringen Deutschkenntnissen notwendig.