Definition
Die Indikatorengruppe kardiovaskuläre Erkrankungen ist definiert als das Vorliegen ausgewählter kardiovaskulärer Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) bei Personen mit bekanntem Typ-2-Diabetes im Vergleich zu Personen ohne bekannten Diabetes.
Operationalisierung
Für die Erfassung kardiovaskulärer Erkrankung wurden Selbstangaben aus einem computergestützten ärztlichen Interview zu folgenden Fragen berücksichtigt:
- „Wurde bei Ihnen jemals von einem Arzt eine Durchblutungsstörung am Herzen, eine Verengung der Herzkranzgefäße oder eine Angina pectoris festgestellt?“
- „Hat ein Arzt bei Ihnen schon mal einen Herzinfarkt festgestellt?“
- „Hat ein Arzt jemals bei Ihnen eine Herzschwäche oder Herzinsuffizienz festgestellt?“
„Hat ein Arzt bei Ihnen schon mal einen Schlaganfall festgestell?"
- KHK: Eine der ersten zwei Fragen wurde bejaht; wenn beide Fragen verneint wurden, wurde keine KHK angenommen.
- Kardiovaskuläre Erkrankung: Mindestens eine der vier Fragen wurde bejaht; wenn alle vier Fragen verneint wurden, wurde keine kardiovaskuläre Erkrankung angenommen.
Kennziffern getrennt für Personen mit bekanntem Typ-2-Diabetes und ohne bekannten Diabetes.
Um auf den bekannten Typ-2-Diabetes zu fokussieren, wurden unter Personen mit bekanntem Diabetes, solche mit möglichem Typ-1-Diabetes durch einen Algorithmus (Alter bei Diagnose < 30 Jahre UND Insulinbehandlung unmittelbar nach Diagnose UND Insulinbehandlung derzeit) identifiziert und ausgeschlossen.
Bezugspopulation
Wohnbevölkerung in Deutschland mit bekanntem Typ-2-Diabetes und ohne bekannten Diabetes, Alter 45-79 Jahre
Datenquelle
Bundesweite RKI-Befragungs- und Untersuchungssurveys 1997-1999 (BGS98) und 2008-2011 (DEGS1) basierend auf Einwohnermeldeamtsstichprobe und Erhebung durch Selbstausfüllfragebogen, ärztliches Interview, automatisierte Medikamentenerfassung und Untersuchung.
Fallzahl
BGS98: n = 7.124
- n = 333 Personen mit bekanntem Typ-2-Diabetes
- n = 3.270 Personen ohne bekannten Diabetes
Daten für den Indikator kardiovaskuläre Erkrankungen wurden für die Altersgruppen 45 bis 79 Jahre vollständig erhoben.
Berechnung
- Beschreibung: Für den Indikator werden die Kennziffern für gesamt, Frauen und Männer sowie jeweils stratifiziert nach Altersgruppe, Wohngebiet und Bildungsstand angegeben soweit die Fallzahl für die Kennziffer ≥ 5 ist und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als nicht zu groß angesehen wird (d.h. Variationskoeffizient ≤ 33,5 %).
- Stratifizierung: Die geographische Einordnung des Wohnsitzes der teilnehmenden Person erfolgte nach Ost-/West (Ost = neue Bundesländer einschließlich Berlin, West = alte Bundesländer ohne Berlin). Der Bildungsstatus wurde anhand des CASMIN-Indexes bestimmt, in den Angaben zu schulischer und beruflicher Ausbildung eingehen und der die Einteilung in eine untere, mittlere und obere Bildungsgruppe ermöglicht.
- Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der jeweils zugrundeliegenden Bezugspopulation aufgrund von unterschiedlicher Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in BGS98 und DEGS1 jeweils ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese passen die Surveys an die Bevölkerungsstruktur der Wohnbevölkerung in Deutschland hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland, deutsche Staatsangehörigkeit (ja/nein), Gemeindetyp und Bildung zum 31.12.1997 (BGS98) beziehungsweise 31.12.2010 (DEGS1) an. In DEGS1 wurde bei der Gewichtung zusätzlich die unterschiedliche Teilnahmewahrscheinlichkeit von Wiederteilnehmenden aus BGS98 berücksichtigt.
- Absolute Werte: Anzahl der Personen mit kardiovaskulären Erkrankungen in der Bevölkerung im Alter von 45-79 Jahren mit Typ-2-Diabetes (Bezugspopulation), ermittelt durch hochrechnen der Anzahl in der Stichprobe auf die Anzahl in der Bezugspopulation.
- Altersstandardisierung: Es erfolgte eine Altersstandardisierung und Trendgewichtung durch Berechnung des Gewichtungsfaktors in BGS98 unter Verwendung der Alters-, Geschlechts- und Bundeslandstruktur der Wohnbevölkerung in Deutschland zum 31.12.2010.
Datenqualität
Die RKI-Befragungs- und Untersuchungssurveys (BGS98/DEGS1) liefern repräsentative Ergebnisse für die 18- bis 79-jährige Wohnbevölkerung Deutschlands. Die Bevölkerung ab 80 Jahren wird erst in zukünftigen Erhebungswellen eingebunden werden. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass schwer kranke und institutionalisierte Personen unterrepräsentiert sind.