Prädiabetes
Personen mit erhöhten Blutzuckerwerten, die jedoch noch nicht im Bereich der Definitionskriterien eines Diabetes liegen (sogenannter Prädiabetes), haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Diabetes (Lee et al., 2019) sowie von kardiovaskulären Erkrankungen (Huang et al., 2016) im Vergleich zu Personen mit Blutzuckerwerten im Normalbereich. Zeittrends und stratifizierte Analysen zur Prävalenz des Prädiabetes können häufiger betroffene Bevölkerungsgruppen identifizieren und so zu einer gezielteren Primärprävention beitragen.
Kernaussagen
- Bei jeder fünften Person in der 18- bis 79-jährigen Bevölkerung liegt ein Prädiabetes vor.
- Im Vergleich zu Frauen weisen Männer in der oberen und mittleren Bildungsgruppe eine deutlich höhere Prävalenz des Prädiabetes auf.
- Während Frauen der unteren Bildungsgruppe häufiger als die der mittleren und oberen Bildungsgruppe von einem Prädiabetes betroffen sind, ist dieser Unterschied bei Männern nicht zu beobachten.
Die Visualisierung von Indikatoren benötigt Javascript. Bitte aktivieren Sie Javascript in Ihrem Browser.
Trend
Indikatoren_ScreenreaderHinweis_Datentabelle
Keine Daten im zeitlichen Verlauf verfügbar.
Nach Region
Indikatoren_ScreenreaderHinweis_Datentabelle
Keine Daten für die Auswahl verfügbar.
-
Nach Geschlecht
Indikatoren_ScreenreaderHinweis_Datentabelle
Keine Daten für die Auswahl verfügbar.
-
Nach Alter
Indikatoren_ScreenreaderHinweis_Datentabelle
Keine Daten für die Auswahl verfügbar.
-
Nach Bildungsgruppe
Indikatoren_ScreenreaderHinweis_Datentabelle
Keine Daten für die Auswahl verfügbar.
Ergebnis
Die Prävalenz des Prädiabetes liegt in der 18- bis 79-jährigen Bevölkerung im Jahr 2010 bei insgesamt 20,8 % (Frauen: 17,2 %; Männer 24,4 %). Die entsprechende Prävalenz nimmt bei beiden Geschlechtern mit dem Alter zu und ist insgesamt in der Altersgruppe der 18- bis 44-Jährigen (11,7 %) deutlich niedriger als in der Altersgruppe der 65- bis 79-Jährigen (31,0 %). Frauen in der unteren Bildungsgruppe sind etwa doppelt so häufig wie Frauen in der mittleren bzw. oberen Bildungsgruppe von einem Prädiabetes betroffen; während bei Männern die Prävalenz des Prädiabetes über die Bildungsgruppen ähnlich ist. Im Vergleich zum Jahr 1998 hat die Prävalenz des Prädiabetes bei beiden Geschlechtern abgenommen.
Fazit
Die Abnahme der Prävalenz des Prädiabetes zwischen 1998 und 2010 steht in Einklang mit der Abnahme des 5-Jahres-Risikos für einen Typ-2-Diabetes im gleichen Zeitraum. Dennoch liegt bei insgesamt 20,8 % der 18- bis 79-jährigen Erwachsenen ein Prädiabetes vor – zusätzlich zu den 9,2 % mit einem bekannten oder unerkannten Diabetes. Die beobachtete Prävalenz des Prädiabetes spiegelt zusammen mit den beobachteten Prävalenzen von Risikofaktoren des Typ-2-Diabetes wie dem Übergewicht und der Adipositas, der körperlichen Inaktivität, dem Konsum zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke und dem Rauchen ein Primärpräventionspotenzial für einen Typ-2-Diabetes wider. Geschlechts- und Bildungsunterschiede zeigen dabei auf, welche Bevölkerungsgruppen insbesondere besser durch verhaltens- und verhältnisbasierte Maßnahmen erreicht werden sollten.
Informationen zu Methodik und Datenquellen anzeigen
Definition
Der Indikator Prädiabetes ist definiert als Anteil von Personen in der Bevölkerung, die keinen bekannten Diabetes haben, jedoch einen aktuell gemessenen HbA1c-Wert (Blutzuckerlangzeitwert) von 5,7 % - 6,4 % aufweisen.
Operationalisierung
Für die Erfassung des Prädiabetes wurden folgende Angaben berücksichtigt:
Bezugspopulation
Wohnbevölkerung in Deutschland, Alter 18-79 Jahre
Datenquelle
Bundesweite RKI-Befragungs- und Untersuchungssurveys 1997-1999 (BGS98) und 2008-2011 (DEGS1) basierend auf Einwohnermeldeamtsstichprobe und Erhebung durch Selbstausfüllfragebogen, ärztliches Interview, automatisierte Medikamentenerfassung und Untersuchung.
Fallzahl
- BGS98: n = 7.124
- DEGS1: n = 7.115 (davon n = 2.923 bereits am BGS98 teilgenommen)
Berechnung
- Beschreibung: Für jeden Indikator werden die Kennziffern für gesamt, Frauen und Männer sowie jeweils stratifiziert nach Altersgruppe, Wohngebiet und Bildungsstand angegeben soweit die Fallzahl für die Kennziffer ≥ 5 ist und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als nicht zu groß angesehen wird (d.h. Variationskoeffizient ≤ 33,5 %).
- Stratifizierung: Die geographische Einordnung des Wohnsitzes der teilnehmenden Person erfolgte nach Region (Nord-Ost, Nord-West, Mitte-Ost, Mitte-West und Süden). Der Bildungsstatus wurde anhand des CASMIN-Indexes bestimmt, in den Angaben zu schulischer und beruflicher Ausbildung eingehen und der die Einteilung in eine untere, mittlere und obere Bildungsgruppe ermöglicht.
- Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der jeweils zugrundeliegenden Bezugspopulation aufgrund von unterschiedlicher Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in BGS98 und DEGS1 jeweils ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese passen die Surveys an die Bevölkerungsstruktur der Bezugspopulation hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland, deutsche Staatsangehörigkeit (ja/nein), Gemeindetyp und Bildung zum 31.12.1997 (BGS98) beziehungsweise 31.12.2010 (DEGS1) an. In DEGS1 wurde bei der Gewichtung zusätzlich die unterschiedliche Teilnahmewahrscheinlichkeit von Wiederteilnehmenden aus BGS98 berücksichtigt.
- Altersstandardisierung: Es erfolgt eine Altersstandardisierung und Trendgewichtung durch Berechnung des Gewichtungsfaktors in BGS98 unter Verwendung der Alters-, Geschlechts- und Bundeslandstruktur der Bezugspopulation zum 31.12.2010.
Datenqualität
Die RKI-Befragungs- und Untersuchungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die 18- bis 79-jährige Wohnbevölkerung Deutschlands. Die Bevölkerung ab 80 Jahren wird erst in zukünftigen Erhebungswellen eingebunden werden. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass schwer kranke und institutionalisierte Personen unterrepräsentiert sind. Der herangezogene HbA1c-Grenzwert ist ein empfohlenes Definitionskriterium der amerikanischen Diabetes-Gesellschaft (ADA) für einen Prädiabetes (ADA, 2010), kann als alleinig angewandter Blutzuckerparameter in bevölkerungsbezogenen Studien jedoch die Prävalenz des Prädiabetes unterschätzen (Cowie et al., 2010).